Keine Sorge - dies wird sicher kein drittklassiges Remake des Klassikers „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Wäre auch – aus Beagle Sicht – in fünf Sätzen abgehandelt, denn unsereins würde sofort alle drei Wünsche Nüsse „verbraten“. Und das sicher nicht mit Hundemäntelchen, sondern mit handfester Hausmannskost. Ende der Geschichte!
Dies ist eine Liebeserklärung an graue Schnauzen.
„Der Rost macht erst die Münze wert“. Das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe. Nicht anders verhält es sich bei uns Hunden. Bei Scarlett macht sich dieser Rost schon seit geraumer Zeit breit – speziell im Bereich der Ohren. Folglich konnte sie sich ihre „will to please“ Anwandlungen sukzessive ins Fell schmieren. Zusammen mit ihren Fleißbienchen. Denn die gibt es ja nur, wenn Hund „hört“. Die perfekte Gelegenheit für mich, das Zepter nebst Fleißbienchen zu übernehmen.
Mein Höhenflug währte allerdings nur kurz. Gerade als ich mich in der Chefetage eingelebt hatte, begann selbiger Rost auch auf meine Ohren überzuschwappen. In Höchstgeschwindigkeit! Ehe ich mich versah, lag das Zepter am Boden und die Fleißbienchen schwirrten davon. Ein herber „Schlag“ für Frauchen. Den Ausfall von Miss perfect konnte sie durch meine gesteigerte Kooperationsbereitschaft noch einigermaßen kompensieren. Zwei „taube Nüsse“ hingegen machen keinen schlanken Fuß mehr, da beißt die Maus keinen Faden ab. Und glaubt mir, unser Frauchen liebt schlanke Füße!
Nachdem sie gebührend Zeit damit verbracht hatte, in Selbstmitleid zu schwelgen, setzte sie ihr Krönchen zurecht, schaute uns lächelnd an und sagte: „Meiner Liebe zu euch tut es keinen Abbruch, ob eure Schnauzen grau oder eure Ohren taub sind. Und da es euch augenscheinlich nicht juckt, warum sollte es dann mich? Ich liebe eure bezaubernden grauen Gesichtchen, die Zeugnis unseres gemeinsamen Weges sind. Eure ganz besondere Ausstrahlung, die mitten ins Herz trifft.
Ich liebe eure Gelassenheit, die nur dann eine kurze Unterbrechung erfährt, wenn eine Katze in Sichtweite ist oder das Futter zubereitet wird. Euren weisen Blick, der jede Nuance meiner Mimik erkennt.
Ich liebe eure nassen Schnauzen, die sich mir morgens zärtlich ins Gesicht drücken. Eure Nachsicht mit den jungen Wilden, die die hündische Etikette noch nicht verinnerlicht haben.
Ich liebe eure Weitsicht, Halt zu machen, wenn euch ein Weg zu anstrengend erscheint. Euer fehlendes Nachtragendsein, wenn meine Zeit für euch mal knapp bemessen ist.
Ihr seid die besten Hunde der Welt. Das ändern keine tauben Ohren oder graue Schnauzen. Was wir jetzt gemeinsam erleben dürfen ist „Quality Time“. Eine ganz besondere Zeit, die gänzlich frei von Erwartungen ist. In der es um Genießen geht, und nicht mehr darum, Fleißbienchen zu sammeln. Wir haben in den Jahren so vieles geschafft, sind aneinander gewachsen, und dürfen uns jetzt zurücklehnen und die Lorbeeren dafür ernten. Ich bin unglaublich stolz und dankbar, dass unser gemeinsamer Weg uns so weit gebracht hat. Und ich freue mich auf jede weitere Etappe.“
Ich finde ihre Liebeserklärung ganz wunderbar, keine Frage, aber wenn sie meint, dass wir die nächsten Jahre nur noch bräsig auf dem Sofa sitzen werden, hat sie sich geschnitten. Seit meiner „Entlassung“ war ich in Vollzeit damit beschäftigt, sie mit meiner Kreativität auf Trapp zu halten und anderen Hundebesitzern ein: „also die Nerven hätte ich nicht“ zu entlocken. So etwas gibt man nicht einfach auf! Taube Ohren hin oder her! Mein Geist ist willig und mein Fleisch noch lange nicht schwach!
Denkt immer daran: Man wird nicht älter, sondern besser! (Theodor Fontane)
Euer Murphy